3 Strategien zur Bewältigung von Veränderungen im Leben

Veränderte Lebensumstände führen häufig zu Stress und Ängsten. Diese drei Strategien können bei der Bewältigung helfen.

Es ist eines der erstaunlichsten Werkzeuge, die es gibt. Es ist schneller und effizienter als jeder Computer, und es verändert sich anhand dessen, was es über die Welt lernt. Jeder hat, unabhängig von Wohlstand oder gesellschaftlicher Stellung, Zugang zu diesem Werkzeug, doch kaufen kann man es nicht. Es ist komplizierter, als wir ahnen. Und hier eine sehr gute Nachricht:

Du hast auch eins. Der Vater im Himmel hat dir ein solches Werkzeug geschenkt. Dein Gehirn!

Das menschliche Gehirn ist erstaunlich. Nehmen wir als Beispiel das Zähneputzen. Meinen Kleinen versuche ich beizubringen, sich die Zähne regelmäßig zu putzen. Ich selbst kann es inzwischen. Ich tue es, ohne dass mich jemand daran erinnert, weil mein Gehirn es als Teil meines Tagesablaufs abgespeichert hat. Dabei muss ich auch nicht googeln, auf welches Ende der Zahnbürste die Zahnpasta gehört. Mein Gehirn sorgt dafür, dass ich sie automatisch auf die Borsten schmiere. Beim Zähneputzen kann ich mir einen Podcast anhören, mit meinen Kindern über bestimmte Sachen Einigung erzielen oder ein Buch lesen – weil mein Gehirn automatisch weiß, was zu tun ist.

Diese Fähigkeit, sozusagen per Autopilot zu funktionieren, ist sehr praktisch. Aber was geschieht bei veränderten Lebenslagen, wie sie ja auch Teil unseres Lebens sind? Veränderungen kommen oft ungeplant, etwa eine Scheidung oder der unerwartete Tod eines nahen Angehörigen. Doch selbst wenn das Leben ganz normal verläuft, gibt es immer Veränderungen: neuer Wohnort, neuer Job, Uni-Abschluss, Hochzeit, Kinder und vieles mehr.

Die Wahrheit ist allerdings: Das Gehirn mag keine Veränderungen. Mit Veränderungen umzugehen, verlangt ihm nämlich viel Energie ab, weil wir dann nicht wie gewohnt unbewusst handeln können. Kommen dann noch die Emotionen hinzu, die oftmals mit Veränderungen einhergehen, kann einem das manchmal unerträglich vorkommen.

Glücklicherweise können wir unsere Kenntnisse über das Gehirn einsetzen und dadurch Ängste und erdrückende Gefühle minimieren. Im Laufe der Jahre habe ich drei Bewältigungsstrategien zum Umgang mit Ängsten und Veränderungen als sehr hilfreich kennengelernt. Hier sind sie:

3 Strategien zur Bewältigung von Veränderungen im Leben

Strategie 1: Enge den Blickwinkel ein

Veränderung bedeutet etwas Unbekanntes. Wenn es zu viele unbekannte Faktoren gibt, ist das Gehirn mitunter schlicht überfordert. Es fürchtet das Unbekannte, weil es meint, dass Gefahr droht.

Danke, Gehirn, dass du uns am Leben hältst!

Ich finde, mit Veränderungen geht man am besten um, wenn man sich auf Bekanntes fokussiert. Je aufwühlender und umwälzender eine Veränderung im Leben ist, desto mehr musst du deine Perspektive beschränken. Wenn du unerwartet den Arbeitsplatz verlierst, möchte dein Gehirn vielleicht alles Mögliche verarbeiten. Wie willst du deine Rechnungen zahlen? Wie sollst du eine neue Stelle finden? Und wann? Wie schwierig wird das alles sein? Was denken die anderen über dich?

Auf viele dieser Fragen haben wir im Moment noch keine Antwort – müssen wir im Grunde aber auch noch nicht. Was ist der nächste Schritt? Hältst du bis zum Ende der Woche durch? Das ist alles, was du im Moment wirklich wissen musst.

Bei tiefem innerem Schmerz sollten wir uns darauf konzentrieren, nur einen Tag nach dem anderen durchzustehen. Was willst du frühstücken? Fangen wir einfach damit an.

Schränke deinen Blickwinkel so sehr ein, bis du einen Punkt findest, der angstfrei ist. Von dort aus lassen sich Antworten finden. Der Herr wird dich leiten, wenn du ihn suchst und ihm vertraust. „Sei demütig, dann wird der Herr, dein Gott, dich an der Hand führen und dir auf deine Gebete Antwort geben.“ (Lehre und Bündnisse 112:10.)

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Strategie 2: Konzentriere dich auf die Zukunft, nicht auf die Vergangenheit

Das Gehirn mag die Vergangenheit, weil damit Erinnerungen verknüpft sind, aus denen es schöpfen kann. Aber deine Zukunft wird anders sein als deine Vergangenheit, und das ist gut so. Zu grübeln, was schiefgelaufen ist, oder sich auf Kosten des Heute in die „gute alte Zeit“ zurückzusehnen ist zwar einfach, aber nutzlos.

Als ich mein erstes Kind bekam, war ich überglücklich, dieses kleine Wesen bei mir zuhause zu haben, und es bedeutete mir einfach alles. Aber mein Söhnchen brauchte unglaublich viel Fürsorge, und ich konnte mir den Alltag nicht mehr so unbekümmert einteilen wie früher. Das überforderte mich. Ach, wie einfach das Leben früher gewesen war, als ich noch jeden Morgen duschen und mir die Haare schönmachen konnte. Als mein Körper viel straffer aussah. Als ich ausgeruhter war und daher mehr Spaß am Leben hatte. Ich fühlte mich schrecklich, als ich dergestalt meine Vergangenheit heraufbeschwor.

Doch irgendwann wurde mir klar, die Vergangenheit würde mir keine Antworten liefern. Ich musste mich auf die Zukunft konzentrieren. Wie konnte ich das, was ich in meinem Leben tun wollte, auch mit einem Baby schaffen? Ich musste mich in die Persönlichkeit hineindenken, die ich werden wollte, und den alten Menschen hinter mir lassen. Das ist nicht immer einfach. Aber es ist möglich, sofern man auch für Alternativen offen ist.

Der Herr hat uns gesagt:

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr seid kleine Kinder, und ihr habt noch nicht verstanden, welch große Segnungen der Vater in seinen eigenen Händen hält und für euch bereitet hat;

und ihr könnt jetzt noch nicht alles ertragen; doch seid guten Mutes, denn ich werde euch weiter führen. Das Reich ist euer, und seine Segnungen sind euer, und die Reichtümer der Ewigkeit sind euer.“ (Lehre und Bündnisse 78:17,18.)

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Strategie 3: Sei dir selbst gegenüber mitfühlend

Veränderungen können selbst die Besten von uns aus der Bahn werfen. Vielleicht wirst du von einer Menge Emotionen überflutet. Es gibt Vorhaltungen, die wir uns innerlich machen, die aber wegen ihrer Wirkung nur als schädlich bezeichnet werden können, zum Beispiel: „Ich wünschte, ich wäre nicht so zartbesaitet; ich sollte doch eigentlich klüger damit umgehen.“ Oder: „Schade, dass ich nicht robuster bin!“

Der Wunsch, weniger gefühlsbetont zu reagieren, macht die Veränderung nicht einfacher. Stattdessen kommen zu allen anderen Schwierigkeiten noch Scham- und Schuldgefühle hinzu. Der Schlüssel besteht in Mitgefühl sich selbst gegenüber.

Mit solchem Mitgefühl kann deine innere Stimme sich so anhören: „Natürlich ist es schwierig! Klar geht es dir damit nicht gut“, aber „Ich liebe dich trotzdem“. Bitte sag dir all dies immer wieder selbst! Verschlimmere den Schmerz nicht dadurch, dass du denkst, du solltest keine Schmerzen haben.

Der Vater im Himmel hat uns auf die Erde gesandt, damit wir mehr wie er werden, wozu wir wohl unvermeidlich einen enormen Wachstumsschub brauchen. Wenn ich Muskeln bilden will, muss ich schwere Gewichte heben. Meine Muskeln überwinden den Widerstand dieser Gewichte gerade so weit, dass sie anschließend beim Neuaufbau stärker sind als zuvor.

Dasselbe gilt auch für unseren Geist. Wir brauchen also ein gewisses Maß an Widerstand, wenn wir später stärker sein wollen als zuvor.

Der Herr formuliert das so: „Mein Volk muss in allem geprüft werden, damit es vorbereitet sei, die Herrlichkeit zu empfangen, die ich für es habe, nämlich die Herrlichkeit Zions; und wer Züchtigung nicht ertragen will, der ist meines Reiches nicht wert.“ (Lehre und Bündnisse 136:31.)

Das Leben formt uns auch durch sich stets verändernde Lebensumstände, wodurch wir mehr wie der Vater im Himmel werden können. Sei in Zeiten der Veränderung lieb zu dir. Menschsein ist eben manchmal ganz schön anstrengend!

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Jody Moore

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