Dem Herrn näherkommen – mithilfe simpler Rechenarten

Dem Herrn näherkommen: Eine persönliche Beziehung zum Herrn aufzubauen muss nicht schwierig sein.

Dem Herrn näherkommen – mithilfe simpler Rechenarten

Das abgelaufene Jahr hat uns mit vielen Höhen und Tiefen und unerwarteten Wendungen in Atem gehalten. Jetzt wäre es vielleicht klug zu überlegen, welche Lehren wir aus der Pandemie und aus anderen Ereignissen der jüngeren Vergangenheit ziehen sollen und können. Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel dachte darüber nach, was er in dieser überaus ungewöhnlichen Zeit gelernt hatte, und meinte dazu:

„Wenn sich alles wieder normalisiert – was auch immer dann die neue Normalität sein wird –, hoffe ich, dass ich niemals vergesse, welche Gefühle und Erfahrungen mich in diesen Monaten der inneren Einkehr und des Abgeschottetseins bewegt haben. …

Es wäre unklug von uns, solch eine heilige Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Wir können unsere Seele erforschen, da und dort umkehren und überlegen, wie wir besser und freundlicher sein können.“1

Halten wir diesen Gedanken fest und befassen uns nun ein wenig mit Mathe. Mathematik ist logisch, präzise und vorhersagbar. Deshalb mag ich sie so! Aber keine Angst, wir bleiben bei den Grundrechenarten, denn zu mehr bin ich momentan nicht in der Lage! Wir werden also addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren.

Dem Herrn näherkommen

Addieren

Uns umtost ungestümer Lärm. Alle möglichen unterschiedlichen Stimmen auf dem Handy, auf dem Bildschirm und sogar bei uns zuhause buhlen um Aufmerksamkeit und Zuwendung. Wir brauchen also im Alltag zusätzlich einen heiligen Ort. Addieren wir ihn dazu. Stellt euch mal in Gedanken euer Zuhause vor.

Lebt ihr in einer Wohnung?

Wohnt ihr daheim bei eurer Familie?

Im Untergeschoss?

Habt ihr ein Zimmer für euch allein oder teilt ihr es euch mit einem Mitbewohner?

Wohin geht ihr, um zur Ruhe zu kommen, zu beten, eine Verbindung mit Gott aufzubauen? Wie gut funktioniert das?

Wo und wie auch immer ihr wohnt: Ihr könnt dort eine heilige Stätte einrichten, eine Stelle, wo ihr zur Ruhe kommen, die Stimme Gottes vernehmen und der Aufforderung „Ihn höre!“ nachkommen könnt, die unser Prophet ausgesprochen hat.2 So haltet ihr mit Gott Zwiesprache und erhaltet Führung und Weisung.

Wo fände bei euch zuhause ein solcher heiliger Ort Platz? Sucht euch eine bestimmte Stelle oder einen Einrichtungsgegenstand, der sich hierfür eignet. Vielleicht funktioniert es mit eurer Bettdecke, wenn die Mitbewohnerin tagsüber nicht da ist, oder mit dem Stuhl neben der Heizung, wo es im Winter immer so kuschelig warm ist. Vielleicht tut es aber auch ein online erworbener Flauschteppich, auf dem ihr neben dem Bett knien könnt. Ein solcher heiliger Ort kann für euch zu einer Zufluchtsstätte werden.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ihr könnt Kraft und Trost daraus schöpfen, dass ihr eure Bettdecke, euren Stuhl, euren Flauschteppich oder was auch immer ihr bewusst zum heiligen Ort für euch erkoren habt und wisst: Dort geschieht Heiliges. Stellt den Lärm ab. Sorgt ganz bewusst für Stille, damit ihr den Herrn hören könnt! Jesus hat gelehrt: „Alles Fleisch ist in meiner Hand; seid ruhig und wisst, dass ich Gott bin.“ (Lehre und Bündnisse 101:16.)

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Ich fordere euch auf, … eure Wohnung, euer Zimmer, euer Zuhause zu einem heiligen Ort zu machen, wo ihr vor den finsteren Ablenkungen der Welt in Sicherheit seid.“3

Subtrahieren

Als Nächstes ist die Subtraktion an der Reihe. Überlegt mal, wie ihr die 24 Stunden verbringt, die euch jeden Tag zur Verfügung stehen. Euer Schlaf verschlingt viele Stunden (wenn auch nicht so viele, wie ihr es euch vielleicht wünschen würdet!), und zahlreiche Stunden verbringt ihr im Hörsaal oder beim Lernen. Weitere Stunden stecken in der Arbeit für den Lebensunterhalt. Was euch an Stunden (oder Minuten!) noch zur Verfügung steht, nachdem ihr sämtliche Verpflichtungen für Uni, Beruf und Familie abgezogen habt, könnt ihr als „frei verfügbare Zeit“ verbuchen. Über diese Zeit habt ihr die volle Entscheidungsgewalt. Wie wollt ihr diese Zeit verbringen?

Tragt in Gedanken auf einer Liste ein, womit ihr eure frei verfügbare Zeit in den letzten Tagen genutzt habt. Denkt dann darüber nach, was davon abgezogen – also subtrahiert – werden müsste. Fallen euch irgendwelche Freizeitbeschäftigungen, Medienangebote oder Zeitfresser ins Auge, die man besser entweder ganz weglassen oder zumindest einschränken sollte? Was muss von eurem Alltag subtrahiert werden? Das wäre vielleicht eine Frage, über die ihr nachdenken und die ihr dem Vater im Himmel vorlegen könnt, wenn ihr an dem heiligen Ort seid, den ihr noch addieren werdet!

Wir sollten in unserem Leben auf alles verzichten und insbesondere von der verfügbaren Zeit alles wegstreichen – oder subtrahieren –, was den Geist betrübt, seien das nun bestimmte Unternehmungen, Verhaltensweisen und Gewohnheiten oder aber Gedanken und Ansichten, gelegentlich vielleicht sogar Ausdrücke, die wir da und dort mal verwenden. Sobald etwas den Geist betrübt: Subtrahieren! Lasst es los. Entfernt es aus eurem Leben. Addiert vermehrt Heiliges.

Multiplizieren

Nun zur Multiplikation. Was wollen wir in unserem Leben vervielfachen? Wovon hättet ihr gern mehr – sehr viel mehr? Das Erste, woran ihr dabei denkt, ist vielleicht: Geld! Wäre es nicht schön, das Guthaben auf dem Konto oder den Betrag auf dem Gehaltsscheck multiplizieren zu können, zumindest mit dem Faktor zwei oder drei?

Aber denkt mal ernsthaft nach. Was möchtet ihr in eurem Leben vervielfachen? Wie sieht es mit Liebe und liebevollen Beziehungen aus? Wie sieht es mit innerem Frieden und Freude aus? Wie sieht es mit Vergebung und Heilung aus? Wünschen wir uns nicht alle sehr viel mehr von alldem? All diese Punkte lassen sich unter der Überschrift „Segnungen“ zusammenfassen. Wollen wir nicht einfach unsere Segnungen vervielfachen – all das Gute in unserem Leben?

Wir glauben an einen Gott der Fülle, einen Gott ewiger und endloser Fähigkeiten und Mittel – einen Gott voll Liebe, Weisheit und Güte. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als uns die Gnade zu erweisen, unsere Segnungen zu vervielfachen. Wir müssen uns ihm allerdings dadurch nahen, dass wir umkehrwillig leben und seine Gebote halten. Wenn wir aktiv mehr nach dem Licht Jesu Christi streben, unserem Nächsten dienen und uns christliche Eigenschaften zu eigen machen, wenn wir unsere Umkehrbereitschaft und unseren Gehorsam vervielfachen, dann multipliziert unser Vater unsere Segnungen auf wundersame Weise. Es ist eine ganz simple Gleichung.

Und die Segnungen werden zudem ein weiteres Mal vervielfacht, wenn wir unseren Mitmenschen von unserer Freude, unserem Glauben und unserem inneren Frieden erzählen. Wir tragen dazu bei, ihre Segnungen und das Gute in ihrem Leben zu vervielfachen, wenn wir mit unserer Liebe und unserem Wunsch, Gutes zu tun, andere aufzurichten und Leid zu lindern, nicht hinter dem Berg halten. All dies multipliziert sich dann noch weiter, wenn wir uns mit anderen zusammentun, die von den gleichen Zielen beseelt sind. So setzt sich die Multiplikation der Segnungen immer weiter fort.

Dividieren

Nun noch zur Division. Moment mal! Wo dividiert wird, gibt es einen Bruch und einen Rest. Wollen wir das wirklich? Jesus hat uns ja klar gelehrt, dass wir eins sein sollen. Wenn wir nicht geeint sind, dann sind wir nicht sein. Er möchte, dass wir miteinander eins sind und dass aus unserer wunderbaren Vielfalt eine einigende Kraft erwächst, sodass wir in ihm eins sein können. Eine solche Einheit – ein Einssein – erreichen wir jedoch nur, wenn wir uns von einigem abgrenzen. Auch das ist so eine Art Division.

Jesus hat gelehrt: „Wer den Geist des Streites hat, ist nicht von mir, sondern ist vom Teufel, der der Vater des Streites ist, und er stachelt den Menschen das Herz auf, im Zorn miteinander zu streiten.“ (3 Nephi 11:29.) Wir müssen uns also vom Streit abgrenzen – davon, dass wir uns zum Zorn gegen unsere Mitmenschen aufstacheln lassen.

Jesus hat außerdem gelehrt: „Liebt eure Feinde, segnet die, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, die euch böswillig schlecht behandeln und euch verfolgen.“ (3 Nephi 12:44.) Um dieses christliche Gebot auch nur ansatzweise zu befolgen, müssen wir uns von unserem Stolz, unserem Egoismus, unseren Vorurteilen, jeglicher Feindseligkeit gegenüber denen, die anders sind als wir, und insbesondere von jeder Form von Rassismus lossagen.

Sicherlich erinnern wir uns noch daran, was Präsident Nelson neulich zu uns gesagt und welche Gefühle das in uns hervorgerufen hat: „Es betrübt mich, dass unsere schwarzen Brüder und Schwestern überall auf der Welt unter Rassismus und Vorurteilen zu leiden haben. Heute rufe ich unsere Mitglieder überall auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und Einstellungen oder Verhaltensweisen aufzugeben, die auf Vorurteilen beruhen.“4 Daher müssen wir Streit, Stolz und Rassismus restlos ablegen.

Kehrwert

Es gibt noch eine weitere mathematische Operation, die ich näher betrachten möchte, nämlich das Bilden des Kehrbruchs. Nehmen wir zum Beispiel die Zahl fünf, die ja eigentlich fünf geteilt durch eins ist. Ihr Kehrwert ist ein Fünftel. Erinnert ihr euch daran? Es ist gewissermaßen das Gegenteil: Zähler und Nenner werden miteinander vertauscht.

Wenn wir also Schweres durchmachen – was in der einen oder anderen Form ja so gut wie immer der Fall ist –, wenden wir diese Funktion an und bilden den Kehrwert! Anstatt zu fragen: „Warum ich? Warum muss das ausgerechnet mir passieren?“, fragen wir doch besser: „Warum nicht ich? Was kann ich aus dieser Sache lernen? Was kann ich verändern? Was kann ich tun, damit mein Glaube an Jesus Christus zunimmt?“ Diesen Fragen wohnt sehr viel Kraft inne.

Bekommt ihr es mit einem Problem zu tun, das euch an eurem Glauben zweifeln lässt, nutzt die Kehrwertfunktion. Beschäftigt euch auf jeden Fall eingehend mit den Fragen, die ihr habt. Stellt aber den Zynismus auf den Kopf, indem ihr eure Fragen vom Fundament des Glaubens aus angeht, vom Blickwinkel der Ewigkeit aus, und einräumt, dass Gottes Wege hoch erhaben über unsere Wege und seine Gedanken hoch erhaben über unsere Gedanken oder die Gedanken von irgendjemandem sonst sind (siehe Jesaja 55:8,9).

Bestimmt fallen euch noch weitere Beispiele dafür ein, wie ihr die Kehrwertfunktion anwenden und einen Standpunkt auf den Kopf stellen könnt, der auf geringerem Glauben basiert!

Gott siegen lassen

Wir alle entsinnen uns noch der Aufforderung von Präsident Nelson, Gott in unserem Leben siegen zu lassen. Er hat uns eine Reihe von Fragen gestellt: „Sind Sie bereit, Gott in Ihrem Leben siegen zu lassen? Sind Sie bereit, Gott den größten Einfluss in Ihrem Leben zu gewähren? Werden Sie zulassen, dass seine Worte, seine Gebote und seine Bündnisse jeden Tag Ihr Handeln beeinflussen? Werden Sie zulassen, dass seine Stimme vor allen anderen Vorrang hat? Sind Sie bereit, allem, was er Ihnen aufträgt, einen höheren Stellenwert einzuräumen als jedem anderen Bestreben? Sind Sie bereit, Ihren Willen in seinem verschlungen sein zu lassen?“5

Gott in unserem Leben siegen zu lassen bedeutet, die Kehrwertfunktion anzuwenden und die Widrigkeiten und Unsicherheiten, mit denen wir zu tun bekommen, entschieden auf den Kopf zu stellen!

Zusammengefasst hat uns diese kleine Mathestunde gezeigt, dass wir

  • addieren sollen, indem wir einen heiligen Ort einrichten, wo wir den Herrn hören können;
  • subtrahieren sollen, indem wir alles entfernen, was den Geist betrübt;
  • multiplizieren sollen, indem wir umkehren und gehorsam sind und uns so dem Herrn nähern und unsere Segnungen vervielfachen;
  • dividieren sollen, indem wir uns von Streit, Stolz, Egoismus, Vorurteilen und Rassismus lossagen; und schließlich
  • die Kehrwertfunktion anwenden und Gott siegen lassen sollen.

Jesus, der größte aller Mathematiker, ist unser Erretter und König. Er liebt uns auf vollkommene Weise. Seine Liebe ist echt. Sie verändert uns. Er ist unser Lebensretter. Wenn wir ihn in unserem Leben siegen lassen, erleben wir unaussprechliche Freude.

Jennifer Kearon

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