Warum lässt Gott das Böse und das Leiden zu?
Diese Frage lässt mich sofort an meinen Religionsunterricht denken, an den vielen Stunden, bei denen es um das Ausdiskutieren oben stehender Frage ging. Die Frage ist möglicherweise besser als „die Theodizee Frage“ bekannt.
Einige könnten die Frage leicht provokativ finden. Sicherlich mag das durchaus nachvollziehbar sein. Ich finde sie unheimlich interessant wie unglaublich spannend.
Was bedeutet es zu leiden? Was versteht man unter Leiden?
Zunächst bedeutet Leiden Per Definition Gebrechen, Krankheit, mit der jemand über längere Zeit oder dauernd behaftet ist. Leiden bedeutet auch körperliche wie seelische Schmerzen zu verspüren. Es gibt viel Leiden auf der Welt. Das ist nicht übersehbar. Kriege hier, Hunger dort, die Liste ist lang.
Als ich mich mit einer Freundin über dieses Thema ausgetauscht habe, sagte diese zu mir, die Theodizee Frage begleite die Menschheit bereits so lange, wie es Glaube und Religion gibt.
Es gab also schon immer Leiden. Welche Informationen und Lehren liefert uns die Bibel bzw. die Schriften der Kirche?
Ich werde diese Thematik basierend auf meiner religiösen Erfahrungen und Hintergründen zu erklären versuchen beziehungsweise so darzustellen versuchen, dass für die, die dies hier lesen, es einigermaßen verständlich ist.
Biblische Erkenntnisse
Das vermutliche bekannteste Beispiel aus der Bibel ist die Geschichte Ijobs aus dem Alten Testament. Warum hat Ijob leiden müssen, obwohl er doch gottesfürchtig, fromm und ein rechtschaffener Mann war, der außerdem einen festen Glauben hatte.
Betrachtet man jenes, was der Satan in Ijob 1:9-12 und 2:4-6 über die Beweggründe von Ijobs Gottesfurcht sagte , so fällt auf, dass der Satan folgende Gründe anführte, dass Ijob nur aus dem Grund gottesfürchtig ist, weil Gott ihn reichlich mit Besitz, Reichtum, bester Gesundheit gesegnet hat und er, Gott solle doch all dieses von Ijob entreißen und prüfen, ob Ijobs Glaube weiterhin Bestand haben wird. Dies stellt einen Erklärungsversuch dar.
Ijob tat bei den Heimsuchungen vom Satan nichts Schlechtes. „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen: der Name des Herrn sei gepriesen.“, so Ijob.
Wir lernen aus der Geschichte Ijob, dass er trotz seines unerfreulichen, miserablen und zunächst aussichtslos scheinenden Zustandes seinen Glauben an den Herrn nicht verlor, sondern positiv auf all seine Schwierigkeiten reagierte, und obwohl er sogar der Einzige damit war, behielt er dennoch sein starkes Zeugnis, was ihm letztendlich den entscheidenden Halt verschaffte.
Selbst der Einziggezeugte Sohn unseres himmlischen Vaters war nicht von Leiden verschont, sondern musste unfassbares Leid erfahren.
Jesus Christus hat unsere Schmerzen, Krankheiten und Schwäche auf sich genommen. Er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen. Im Buch Mormon, in Alma 7:11-13 lesen wir, dass Jesus Leiden und den Tod auf sich nehmen musste um die Bande des Todes aufzulösen, die sein Volk -uns seine Kinder binden- zu lösen.
Unser Vater im Himmel ließ dies zu, damit sich das Wort erfüllt, das gesagt wurde, er wird unsere Sünden, Schmerzen, Leiden auf sich nehmen, auf dass sein Inneres von Barmherzigkeit erfüllt sei, damit er gemäß dem Fleische wisse, wie er uns beistehen könne gemäß unsere Schwächen.
Dieses Sühnopfer Christi, das durch die Kreuzigung vollbracht worden war, machte es uns möglich für unsere Übertretungen Vergebung zu erlangen. Jesus hat für uns gelitten, damit, wenn wir sündigen und umkehren, errettet werden können und die Liebe Gottes weiterhin in unserem Leben spüren können.
Jesus‘ Leiden lindert unseres und wir sollen Glauben an ihn haben; in guten wie in schweren Zeiten.
Wie können wir in schweren Zeiten geistig stark sein bzw. bleiben?
- Zeugnis: ein Zeugnis von Jesus Christus und vom Evangelium unseres himmlischen Vaters zu haben, kann vor allem in Schweren Zeiten ungeahnte Kräfte in uns freisetzen lassen und uns Halt in unserem Leid geben.
- Erkenntnis: Wenn wir uns dessen bewusst machen, die schwierigen Zeiten als Prüfungen vom Herrn zu betrachten, dass wir von unserem Vater im Himmel Versuchungen, Krankheiten ausgesetzt werden um unsere Kräfte zu erproben und unseren Glauben zu prüfen, können wir durch diese Prüfungen geistig erbaut, gestärkt werden und daran wachsen. Wenn wir die Erkenntnis erlangen, dass wir manchmal in unserem Leben leiden müssen, werden wir die guten Zeiten mehr zu schätzen lernen und die momentane schwere Phasen eben als Phasen sehen, die wir hin und wieder durchleben werden müssen. Das Leben ist, obwohl wir uns das sicherlich wünschen mögen, kein Frieden, Freude, Eierkuchen. Das wäre doch sicherlich ein recht langweiliges Leben, wenn es kein Leid gäbe und wir in einer perfekten friedlichen Welt würden.
Meine Erfahrungen
Ich bin der felsenfesten Überzeugung dass man „Leiden“ etwas sehr Positives abgewinnen kann. Von Ijob habe ich unter anderem lernen können, dass Vertrauen in den Herrn essenziell ist.
Als ich im Juli 2022 in Grünheide als Betreuer auf FSY gewesen bin, war Vertrauen der Leitgedanke der Tagung . Über eine Woche lang haben wir gelehrt und gelernt Vertrauen und Glauben auszuüben. „Mit ganzem Herzen vertrau auf Herrn, bau nicht auf eigene Klugheit; such ihn zu erkennen auf all deinen Wegen, dann ebnet er selbst deine Pfade. (Sprichwörter 3:5,6).
Es gibt sicherlich Momente im Leben, solche wie die Ijobs, solche, bei denen wir so viel Leid erfahren, sodass es uns schwer fällt Vertrauen zu haben, weil wir uns im Stich gelassen fühlen, nicht nur von unseren Mitmenschen, sondern von unseren Nächsten, Familie und Freunden und vom himmlischen Vater. Momente, an denen wir zweifeln und mit Verzweiflung zu kämpfen haben. Diese Momente verlangen uns viel ab.
Doch das sind solche Schlüsselmomente, in denen wir unser Vertrauen im Vater im Himmel und Jesus Christus nicht aufgeben dürfen, nicht verlieren dürfen. Gott lässt dieses Leiden absichtlich zu, so mein Glaube. Es ist nicht einfach solche Phasen zu durchleben, das muss gesagt werden, doch es ist es Wert, trotz allen Umständen weiterhin Glauben auszuüben. Denn der Glaube versetzt bekanntlich Berge.
Die neuzeitlichen heiligen Schriften geben weitere Einblicke, weshalb es Leid gibt. In (den schriften) der köstlichen Perle lernen wir zum Beispiel, dass ohne die Übertretungen Adam und Evas ihnen die Augen nicht aufgegangen wären, so hätten sie nie Nachkommen gezeugt und wir weder Gut und Böse erkannt hätten noch unterscheiden können, noch hätten wir die Liebe Gottes spüren können, die Freude der Erlösung und das ewige Leben erfahren können, die der Herr all seinen Kindern zu Gute kommen lässt, die trotz schwieriger Zeiten voller Leiden und Schmerz weiterhin einen unverrückbaren Glauben haben.
Dieses lasse ich mit euch im Namen seines geliebten Sohnes, unseres Herrn und Erlösers Jesu Christus, Amen.
Joseph Onyenma